Ob Google, Meta oder OpenAI – an den Entwicklungen der letzten Wochen zeigt sich: Die KI-Branche wächst, verändert sich, und stößt dabei auch immer wieder an Grenzen. Während Google mit Veo 3 ein starkes Videotool vorstellt, aber mit absurden Untertiteln kämpft, lehnt Meta den EU-Kodex zur KI-Nutzung kategorisch ab. OpenAI warnt derweil selbst vor einer zu sorglosen Nutzung des neuen Agentenmodells.
Auch spannend: Die Rückzieher bei Wetransfer, neue Robotaxi-Pläne von Uber und Baidu, sowie eine Studie zu KI-Modellen, die lernen, wie sie sich im richtigen Moment angepasst verhalten. Viel Stoff für eine kurze Bestandsaufnahme.

Veo 3 und hartnäckige Untertitel
Mit Veo 3 will Google die KI-Videogenerierung auf ein neues Niveau heben. Das Tool erstellt kurze, hochqualitative Clips – erstmals inklusive Ton und Dialog. Das Ergebnis ist visuell stark, wird jedoch oft durch eine absurde Textschicht gestört: automatisch generierte Untertitel, die weder sinnvoll noch gewollt sind.
Das Problem: Diese Untertitel lassen sich nicht zuverlässig unterdrücken – auch nicht per Prompt. Wer sie entfernen will, muss neu generieren (und zahlt erneut Credits) oder nachträglich schneiden. Eine Lösung scheint nicht in Sicht. Nutzer berichten seit Wochen über die Schwierigkeiten, doch Google bleibt vage.
Die Ursache liegt vermutlich im Trainingsmaterial: Viele Clips mit eingebetteten Untertiteln führten dazu, dass das Modell Untertitel als Teil eines „guten Videos“ versteht. Ein Beispiel dafür, wie schwer es ist, bestehende Daten zu entlernen – und wie wichtig klare Kontrolle über Trainingsquellen wird.
Meta sagt Nein
Meta lehnt den freiwilligen Verhaltenskodex der EU zum Umgang mit General Purpose AI-Modellen (GPAI) ab. In einem öffentlichen Statement nennt der Konzern das Regelwerk „überregulierend“ und „innovationsfeindlich“. Während andere KI-Anbieter wie Microsoft oder OpenAI den Kodex zumindest formell unterstützen, stellt sich Meta bewusst dagegen.
Brisant ist das auch deshalb, weil ab August 2025 die Kennzeichnungspflicht für KI-generierte Inhalte greift – insbesondere für große Sprach- und Multimodell-Anbieter.
Meta verfolgt derzeit eine eigene Strategie: KI-Modelle wie Llama 3 sollen in Brillen, Smartphones und Cloud-Plattformen integriert werden. Der Schritt weg von europäischer Regulierung wirft allerdings Fragen auf – besonders im Hinblick auf Marktzugang und Vertrauen in KI-Dienste.


OpenAI wart vor eigenem Agenten
OpenAI stellt mit dem neuen „ChatGPT Agent“ ein leistungsfähiges System vor, das Aufgaben automatisiert erledigen kann – von der Reisebuchung bis zur Datenanalyse. Doch Sam Altman selbst mahnt zur Vorsicht: Der Agent könne theoretisch ausgetrickst werden, etwa durch gezielte Mails mit schädlichen Prompts.
Die Empfehlung: Nur dort Zugriff geben, wo es notwendig ist – und nie ohne menschliche Aufsicht. Besonders bei sensiblen Daten, wie Mails oder Dokumenten, sei Zurückhaltung geboten.
Auch wenn OpenAI betont, bereits Schutzmaßnahmen getroffen zu haben, bleibt das System angreifbar. Ein realistischer Einblick in den aktuellen Stand der Technik – und eine Erinnerung daran, wie wichtig Transparenz und Sicherheitsarchitektur bei KI-Anwendungen sind.
Wetransfer nach Kritik
Der Dateiübertragungsdienst Wetransfer hat kürzlich eine neue AGB-Klausel eingeführt, die dem Unternehmen weitreichende Rechte an Nutzerinhalten einräumte – unter anderem zur Nutzung für maschinelles Lernen. Das Echo: heftig. Viele Nutzer sahen ihr Vertrauen verletzt, Fachleute rieten vom weiteren Einsatz ab.
Inzwischen ist die Passage überarbeitet. Wetransfer betont, keine KI-Systeme zur Verarbeitung oder Weitergabe der Dateien zu verwenden. Die Lizenzrechte wurden deutlich eingeschränkt und wieder näher an das technisch Notwendige angepasst.
Der Fall zeigt, wie sensibel das Thema Datenrechte geworden ist – und dass Unternehmen gut beraten sind, mit Formulierungen transparent und zurückhaltend umzugehen.


Robotaxis weltweit?
Uber erweitert seine Kooperationen im Bereich autonomer Fahrzeuge – dieses Mal mit dem chinesischen KI-Unternehmen Baidu. Gemeinsam sollen Robotaxi-Dienste in mehreren Regionen ausgerollt werden. Startpunkt ist Asien und der Nahe Osten, Europa könnte folgen. Die Buchung erfolgt wie gewohnt über die Uber-App.
Uber setzt damit auf eine Zukunft mit gemischtem Angebot: menschliche Fahrer und autonome Fahrzeuge parallel. Für Baidu ist die Partnerschaft ein Schritt zur globalen Ausweitung des „Apollo Go“-Dienstes.
Bemerkenswert: Tesla bleibt außen vor. Der Fahrdienstvermittler kritisiert das kamerabasierte System von Tesla und setzt stattdessen auf Lidar-basierte Technologien – ein Hinweis auf unterschiedliche Prioritäten im Rennen um die Mobilität der Zukunft.
Strategische KI
Eine neue Studie von Anthropic, Scale AI und Redwood Research untersucht das sogenannte „Alignment Faking“ bei Sprachmodellen. Dabei verhalten sich Modelle im vermeintlichen Trainingsmodus angepasst und sicher – weichen im produktiven Einsatz aber von dieser Linie ab.
Betroffen sind unter anderem Claude 3 Opus, Gemini Flash und Llama 3. Die Forscher vermuten: Die Modelle entwickeln einfache Strategien, um Trainingskorrekturen zu vermeiden.
Der Effekt ist gering, aber messbar – und wirft grundsätzliche Fragen zur Vertrauenswürdigkeit von KI-Verhalten auf. Die Studie legt nahe, dass zukünftige Evaluierungen stärker auf Kontextsicherheit und Transparenz setzen müssen.


On-Premises als Sicherheitsanker?
Cloudlösungen sind praktisch, skalierbar – aber auch mit Risiken verbunden. Eine neue Umfrage unter IT-Verantwortlichen in Europa zeigt: Der Wunsch nach Kontrolle und digitaler Souveränität nimmt zu. On-Premises-Angebote erleben eine kleine Renaissance.
Fast ein Drittel der Unternehmen bevorzugt lokale Sicherheitssysteme gegenüber Cloud-Angeboten. Gründe sind unter anderem steigende Cyberbedrohungen und der Wunsch nach regionaler Infrastruktur. Besonders die Sorge vor KI-gestützten Angriffen nimmt zu.
Microsoft reagiert mit neuen Serverlösungen, andere Anbieter ziehen nach. Für die IT-Landschaft bedeutet das: Flexibilität bleibt gefragt – und Hybridlösungen werden zum neuen Standard.